Fußball: Das ETV-System

12.05.2023

Fußball: Das ETV-System

Was wäre, wenn der ETV mit seiner 1. Herren in die Fußball-Regionalliga aufsteigt? „Wäre eigentlich kein Zufall“, sagt Jasper im Grunde. Dennoch ist das alles hypothetisch.

Jasper Hölscher war mit 6 Jahren Mitglied im ETV, Trainer mit 13, machte hier sein duales Sportmanagementstudium und ist jetzt, mit 25, Sportlicher Leiter Fußball. Jasper stapelt tief: „Mit zwei, drei anderen Vereinen sind wir in der Nachwuchsarbeit wohl die Nr. 3 hinter den beiden Dickschiffen HSV und Pauli.“ Und: „Sehr oft haben Vereine mal ein Hoch, steigen auf, dann fehlt dann doch der Unterbau, und der Fahrstuhl fährt wieder nach unten. Wir wachsen organisch. Mir ist der systematische Aufbau wichtig“, erklärt er und unterstreicht die Kontinuität. Ein Aufstieg in die Regionalliga, auch so kurz nach dem Aufstieg in die Oberliga wäre konsequent, dauerhaft, bewusst. „Unser Fokus liegt aber gar nicht in der Spitze, wir sind kein Bundesligist, um das mal klar zu machen.“ Sie sind Lieferant, und das finden sie gut. „Unsere Kennzahlen für unseren Erfolg lauten: Wie viele unserer Spieler gehen in die Leistungszentren, wie viele unserer Spieler gehen in die Regionalliga, egal für welchen Verein, wie viele schaffen es in unsere 1. Herren. Deswegen investieren wir viel in die Ausbildung unserer Trainer“, sagt Jasper. Und hat gar kein Problem mit Loïc Favés Weggang zu Pauli. „Das ist doch die beste Visitenkarte“, meint er und zählt auf, welche ehemaligen Jugendspieler des ETV gerade bei Greuther Fürth, Dortmund usw. in den Aufbauteams hoffentlich ranrauschen. „Daran macht sich doch eine gute Ausbildung fest.“ Und er erwähnt dabei durchaus auch die „Ausbildungsentschädigung“, die den Heimatvereinen aller hochklassigen Spieler zusteht. „Wir sind gar nicht genervt, wenn Spieler von uns woanders hin wechseln, wir sind vielmehr stolz“, und er verteilt rote Karten an alle, die an ihren Talenten festhalten. „Zu uns wechselt niemand wegen Kohle. Wir setzen auf Team, Identifikation und Persönlichkeit“, beschreibt er, „und wir trainieren viel.“ „Sehr wichtig sind für uns aber auch die talentfreien Kriterien wie Pünktlichkeit, Attitude, die Idee, zu regenerieren, die Selbst-Wahrnehmung, aber auch der Aspekt, in welchem Maße der Spieler für seine Mitspieler da ist.“ Und: „Ein großes Ego einzelner Spieler zieht andere runter.“ Das ETV-System baut auf 3 Säulen: Entwicklung, Zusammenhalt und Emotionen. „Fußball ist für 99 % aller Spieler Hobby, muss Spaß machen.“ Von aktuell 1.600 aktiven Fußballer:innen schaffen es nämlich nur 5 in die Spitze, vielleicht. „Und dennoch wollen wir, dass sich ALLE immer gern an die Zeit beim ETV erinnern.“ Jasper: „Sie stehen für den ETV ein, unterstützen sich gegenseitig bei den Spielen, beim Spiel der 1. Herren gegen Altona waren 2.000 Zuschauer:innen, das sind Momente, die man nie vergisst.“

Und nun kann es vielleicht sogar den Aufstieg geben, einen konsequenten. Die Spielstätte ist längst geklärt, der Etat nahezu safe und die wichtigste Voraussetzung steht auch: Das Team ist bereit, hat Bock, will das Investment eingehen. Jasper schwärmt: „Da sind Spieler der 1., die wissen, dass die Regionalliga eine Spur zu groß ist, und trotzdem wollen die den Aufstieg, kämpfen dafür, auch wenn sie dann raus sind …“ Das meinen wir mit Zusammenhalt und Emotionen. Das ist das ETV-System. 

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Fotos: Justus Stegemann