
Stell dir vor, Du bist nominiert- und darfst nicht hin.
Reem Khamis (19) ist die neue Karate-Vize-Weltmeisterin aus Hamburg. Sie ist 19 Jahre alt, von der Harburger Turnerschaft und ihre Geschichte ist speziell.
Geboren in Ägypten, kam sie mit 10 nach Deutschland. Sie war Basketballerin, Schwimmerin und am liebsten Kareteka, zunächst im Kata-Bereich, einer Übungsform, die aus stilisierten Kämpfen besteht, meist gegen imaginäre Gegner. Aber es reizte sie, sich zu messen. Vielleicht lag es an den Brüdern, vielleicht auch an der Herausforderung, in einem fremdem Land Fuß zu fassen und so weiter. Reem kam zur Kampfgruppe des Harburger Turnerbunds (HTB), trainierte fleißig und mit Erfolg: Bronze bei den Deutschen Meisterschaften 2015 und 2016, Deutsche Meisterin 2017, insgesamt holte sie den Titel fünf Mal. Sie kam in den Perspektivkader, erhielt Nominierungen für Europa- und Weltmeisterschaften. Und dann die Kröte, die dicke fette, jahrelang: Sie durfte nicht fahren. Grund: Die deutsche Staatsbürgerschaft fehlte. Und offensichtlich ist das so, auf den Deutschen darf man starten, in diesem Fall für Hamburg, den HTB – aber für Deutschland nicht. Reem musste ihren Kontrahentinnen dabei zuschauen, wie die einen internationalen Wettkampf nach dem anderen absolvierten, während sie selbst festsaß. Bemerkenswert, dass Reem nie aufgegeben hat, daran zu glauben, diese Chance mal zu bekommen.
Sie, die anfangs nicht mal Deutsch konnte, hat inzwischen ein Top-Abi gemacht und studiert Maschinenbau, ist eine von vier Frauen in ihrer Klasse, tiefenentspannt und glücklich, sehr selbstbewusst. Der Verband und ihr Hamburger Verein hatten es lange versucht, nun haben die Bemühungen endlich Früchte getragen. Reem ist eingebürgert und durfte zur WM in die Türkei, für Deutschland. Da holte sie direkt den Vize-Titel und belohnte sich für eine lange Plackerei ohne den schon wohl längst möglichen Erfolg. „Dabei war der Wechsel ins internationale Business super hart, ich hatte ja auch gar keine Erfahrungen“, sagt sie. In Tokio war Karate olympisch, in Paris nun wieder nicht, aber in LA dann vielleicht wieder, ist ihre Hoffnung. Geduld kann sie. Aber: Da Karate aktuell nicht olympisch ist, wird es wenig gefördert. Reem muss sich den Sport, die Reisen, Lehrgänge, Athletiktrainer:innen usw. überwiegend selbst finanzieren. Dafür hat sie neben Studium und Leistungssport bis zu 3 Nebenjobs … Deswegen sucht sie nach Unterstützern oder Sponsoren, die hier unter die Arme greifen können; jede kleine Unterstützung hilft. Meldet Euch bei uns (info@sporting-magazin.de), wir stellen gerne den Kontakt her.
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Fotos: DKV

